Diakonisches Werk startet Quartiersmanagement Wesselburen

Diakonisches Werk startet Quartiersmanagement Wesselburen

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Diakonisches Werk startet Quartiersmanagement Wesselburen

Meldorf – Die Beratenden Dienste des Diakonischen Werkes Dithmarschen haben in Meldorf ihr neues Projekt „Quartiersmanagement Wesselburen“ vorgestellt. Für dieses gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen hat die Stadt Wesselburen zwischen 2000 und 2015 einen rapiden Bevölkerungsverlust erfahren. Insbesondere die Abwanderung junger Menschen und die damit verbundene Alterung haben zu einer Reihe von Problemen in der strukturschwachen Region geführt. Zum anderen hat es einen für eine Stadt in dieser Größenordnung (3500 Einwohner) überproportional hohen Zuzug von Migranten (ca. 500) aus Rumänen, die größtenteils sozialversicherungspflichtig in der Landwirtschaft und weiteren Betrieben arbeiten, stattgefunden. Das hat laut Rolf Schulz, Leiter der Beratenden Dienste, auf beiden Seiten eine Vielzahl von neuen Aufgaben und Herausforderungen hervorgerufen, die im Rahmen der konventionellen Verwaltungsarbeit und der konventionellen Strukturen nicht bewältigt werden können.  

Rolf Schulz betont: „Eine von vielen Schlussfolgerungen einer Untersuchung ist: Ein Quartiersmanagement muss eingerichtet werden, um die Auswirkungen dieser Erkenntnisse zu bearbeiten. Der Fokus darf dabei nicht in erster Linie „nur“ auf der Migrationsarbeit, sondern muss auch auf die Sondersituation des demografischen Wandels in der Stadt Wesselburen liegen.“ Dies bedeutete für die personelle Besetzung auch die Anforderung, möglichst deutsch und rumänisch sprechen zu können – mit Dorina Grama hat das Diakonische Werk seit dem 1. März eine im Raum Wesselburen lebende Mitarbeiterin, die diese und andere Anforderungen erfüllt. Die gebürtige Rumänin lebt seit 15 Jahren in Deutschland und hat schon jetzt – trotz Corona – viele gute Gespräche geführt und Kontakte geknüpft, insbesondere mit den in Wesselburen lebenden Rumänen. Für sie ist die Situation insbesondere von Missverständnissen und sprachlichen Barrieren gekennzeichnet: „Die Rumänen verstehen oft nicht, was man von ihnen erwartet und kommen aus einem anderen Lebensraum – ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, dass sich die Situation für Wesselburen insgesamt verbessert und dass ich dort gemeinsam mit den Menschen etwas aufbauen kann“, sagt Dorina Grama.      

Quartiersmanagement bedeute laut Rolf Schulz daher im Wesentlichen, Lebenssituationen in einem Wohnumfeld – einem sogenannten Quartier – hinsichtlich von notwendigen Verbesserungen oder Erweiterungen „in den Blick zu nehmen“ und diese dann mit anderen Akteuren umzusetzen. „So ist eine Aufgabe von Frau Grama, die Zusammenarbeit mit ehrenamtlich und hauptamtlich Tätigen sowie Organisationen in Wesselburen zu suchen und umzusetzen. Wir sind sehr dankbar, dass diese Zusammenarbeit in Wesselburen bereits jetzt sehr gut stattfindet.“ Das Quartiersmanagement solle sich als Ideengeber und auch als Projektmanager einbringen.  

Für Dr. Andreas Crystall, Propst des Kirchenkreises Dithmarschen, unter dessen Dach das Diakonische Werk organisiert ist, begrüßt das Quartiersmanagement außerordentlich: „Unser Diakoisches Werk hat sich den Prozess der inklusiven Orientierung schon vor Jahren auf die Fahnen geschrieben. Mit einer positiven Haltung und wertschätzend in einen Dialog zu gehen, ist die Voraussetzung für so vieles.“ Dabei müssten oft auch „dicke Bretter gebohrt“ werden, dürfe die Realität nicht ins Romantische abgleiten und müsse mit versteckten Brennpunkten gut umgegangen werden. „Dieses Quartiersmanagement ist genuindiakonisch, gemeinwesenorientiert und inklusiv ausgerichtet, und genau so ist auch unser Diakonisches Werk ausgerichtet.“   

Dankbar zeigten sich Propst Dr. Andreas Crystall und Rolf Schulz für die sehr gut funktionierende Zusammenarbeit mit dem Amt Büsum-Wesselburen. In Richtung des Leitenden Verwaltungsbeamten Jörn Timm sagte Rolf Schulz: „Wir haben sehr gut und beispielhaft in der Projektentwicklung zusammengearbeitet. Zudem stellt die Gemeinde unentgeltlich ein Büro mit Ausstattung zur Verfügung. Und – wenn ich schon mal dabei bin – auch in der Migrations- und Integrationsberatung in Ihrem Amtsbezirk gibt es eine sehr gute und angenehme Zusammenarbeit.“  

Jörn Timm bestätigte dies gern und dankte ebenso: „Als Stadt und Amt sind wir sehr zufrieden, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wir freuen uns, es hier mit Vollprofis zu tun zu haben.“ Wesselburen habe sich verändert und das Image sei nach außen oft nicht besonders positiv, so Timm weiter, „dabei ist Wesselburen eine lebenswerte Stadt“. Mit dem Quartiersmanagement hoffe man, Missverständnisse und Sprachbarrieren abzubauen – vielleicht könne dieses Projekt sogar als Blaupause für ähnliche Standorte im Land dienen. Er wies zudem darauf hin, dass die Rumänen als Arbeitskräfte in der Region benötigt würden und auch Kaufkraft brächten.  

Bei der Projektvorstellung waren auch Landespastor Heiko Naß und Bernd Hannemann vom Stiftungsvorstand der Diakoniestiftung Schleswig-Holstein anwesend. Sie unterstützen das Projekt ebenfalls, auch in Form einer Spende über 20.000 Euro. Heiko Naß sagte: „Hier wurde eine Problemlage identifiziert, ein lösungsorientierter Ansatz gewählt und wird Verantwortung für die Menschen übernommen – so verstehe ich eine diakonisch geprägte Kirche.“ Man habe in Deutschland mittlerweile gute Strukturen für die Integration von Flüchtlingen, aber nicht zwingend für Arbeitsmigration. Die Freizügigkeit für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der EU seien eine Chance, aber auch eine Herausforderung, „denn dadurch verändern wir uns, auch als Gesellschaft“. Diese Fragestellung werde hier im Quartiersmanagement Wesselburen beispielhaft bearbeitet, „und solche innovativen Projekte fördern wir gern“. Außerdem „sehen wir hier, dass das Projekt auf umfassende Erfahrungen, eine gute Vorarbeit und ein ausgezeichnetes Netzwerk aufbaut – so kann es gelingen, wenn viele zusammen arbeiten“.  

Rolf Schulz erläuterte, dass das Projekt durch die Stiftung Deutsches Hilfswerk (Fernsehlotterie) hauptsächlich finanziell gefördert werde. Hinzu komme ein Eigenanteil, der nun mit dem Zuschuss der Diakoniestiftung sichergestellt werde.  

Aufgaben des Quartiersmanagements könnten z.B. sein:

  • Brücken bauen – Schaffung von Begegnungsorten/-gelegenheiten
  • Schaffung von ehrenamtlichem Engagement zu bestimmten Fragestellungen
  • Bildung von Netzwerken, z.B. in der Seniorenarbeit
  • Einbeziehen von Akteuren in der Region
  • Sicherstellen des Verbleibs der Menschen im gewohnten Wohnumfeld
  • Verbesserung des kulturellen Zusammenwachsens
  • Umsetzung von Integrationsaufgaben mit vielen Beteiligten
  • Verbesserung der Sondersituation „demografischer Wandel“

Bildunterschrift:
Freuen sich über den Projektstart und den Zuschuss der Diakoniestiftung (von links): Heiko Naß (Landespastor und Vorstand Diakoniestiftung), Jörn Timm (Amt Büsum-Wesselburen), Rolf Schulz (Diakonisches Werk), Anja Döhren (Diakonisches Werk), Dr. Andreas Crystall (Propst des Kirchenkreises Dithmarschen), Dorina Grama (Projektmitarbeiterin) und Bernd Hannemann (Diakoniestiftung).

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