Weihnachtsfriede ist eine bewusste Entscheidung

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Weihnachtsfriede ist eine bewusste Entscheidung

Von Propst Dr. Andreas Crystall 

Um gleich mit der Tür in den Stall zu fallen: Die Erzählung von der Geburt Jesu ist keine seichte leichte Geschichte. Sie ist eher eine hoffnungstrotzige Zumutung, in dunklen Zeiten ein notwendiges Korrektiv, mit unverfügbarem Überschuss an Aktualität. Sie stört unsere längst gestörte Komfortzone. Aber sie hat verborgen mehr Trost, als wir vielleicht gerade spüren. Keine Angst haben an Weihnachten, das „Fürchtet Euch nicht“ gilt.

So gut wie alles wird umgedreht in dieser Erzählung, aus der Gewohnheit geholt, aber doch barmherzig. Gott macht sich auf in eine gottverlassene Gegend, wunderbar paradox. Er geht zur eigenen No-Go-Area und signalisiert damit schon mal, dass er auch in den tiefsten Höllen der Menschen nahe sein will.

Dann ausgerechnet abgehalfterte Hirten: Die Ungeeigneten werden für geeignet erklärt, die Geächteten geehrt, die Unwichtigen bekommen die erste Rolle. Die sollen zu einem Stall gehen, die Umwertung der Werte geht weiter, Futtertrog statt Palast. Der Armut wird die Macht verliehen. Stroh ist das Polster unter diesem Thron. Die Insignien der Herrschaft sind Verletzlichkeit und Windeln. Das wäre nicht wirklich überzeugend bei einem Business-Plan oder einer Regierungserklärung oder in einem robusten Wahlkampf, aber Gott gefällt das so. Er verrückt die Maßstäbe dieser Welt, heilige schöne Nacht, wie kann das sein?

Es geht noch weiter, drei Fremde besuchen die Unterkunft, Sternendeuter, Gelehrte, Menschen anderer Kultur, bereit, sich zu beugen und ihre Kronen abzunehmen. Die Idee der Weihnachtsgeschenke haben wir von ihnen. Und dann: Maria und Josef werden Flüchtlinge, die Fluchtursache liegt beim Despoten in Syrien, und Asyl finden sie bei Menschen in Ägypten, die ihnen Sicherheit schenken. Kirchenasyl in Kairo, sozusagen… Und in der Gegend, in der das alles spielt, fliegen jetzt gerade wieder Raketen über die Hirtenfelder, wahrlich nicht der weihnachtlich gewünschte Lichterschein. Sie hat schon eine sehr spezielle Programmatik, diese Weihnachtsgeschichte, sie trifft den Nerv unserer Sehnsucht. Und sie trifft auf eine zunehmend friedlose, erschrockene, wundgescheuerte Welt. 

Ich würde in diesem Jahr etwas trotziger Weihnachten feiern als sonst, die private weihnachtliche Komfortzone um Himmels willen nicht aufgeben, aber gelegentlich hinterfragen, stören lassen, nach dem Kern fragen. Die weihnachtliche Gegenbotschaft wirkt doch nur, indem millionenfach das Private tatsächlich selbst überall zum Stall mit seinen Maßstäben wird. Weihnachtsfriede fängt im Kopf an, geht ins Herz und in die Stuben - und ist eine bewusste Entscheidung. Im Kleinen zeigt sich, wie es im Großen sein soll. Selbst wenn es durch Lametta etwas verglitzert oder durch allerlei weihnachtliche Merkwürdigkeiten oder aktuellen Schrecken überlagert werden will. Schlimm wäre, würden wir uns durch was auch immer davon abhalten lassen, den Trost zu finden. Also hoffnungstrotzig und bewusst und mutig und fröhlich Weihnachten feiern, woran sonst hätte Gott heute seinen Wohlgefallen…

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