Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Herkunft leben miteinander in Dithmarschen, aber auch nebeneinander. Vielerorts begegnet man sich täglich, und trotzdem sind gerade interreligiöse Kontakte nicht immer einfach und schon gar nicht alltäglich. Das Netzwerk Interreligiöser Dialog in Dithmarschen veranstaltet halbjährlich die Veranstaltungsreihe „Verschiedene Religionen an einem Tisch“ mit dem Ziel, voneinander zu erfahren, zu lernen und Verbindendes in den Religionen zu entdecken. Dazu treffen sich 4 Referent*innen und eine Moderatorin, die miteinander zu einem bestimmten Thema ins Gespräch gehen. Die Referent*innen sind Repräsentant*innen der jeweiligen Religionen.
Zu den folgenden Themen fand der Austausch in den vergangenen drei Jahren statt:
- Frühjahr 2021: In einer digitalen dialogischen Begegnung „Religion und Corona“ tauschen sich Referent*innen von Judentum, Christentum, Islam und Bahaitum darüber aus, wie das religiöse Leben in der Corona-Pandemie aussieht. Wie gestaltet es sich, was hat sich verändert? Welche Herausforderungen werden aktuell gesehen?
- Herbst 2021: In einer digitalen dialogischen Begegnung zum Thema „Religion und Familie“ tauschen sich Referent*innen von Judentum, Christentum, Islam und Bahaitum miteinander aus, was die jeweilige Religion unter „Familie“ versteht, welche Riten von Bedeutung sind und welche Aufgaben Familie zukommt.
- Frühjahr 2022: In einer digitalen dialogischen Begegnung zum Thema „Frieden im Miteinander“ tauschen sich Referent*innen von Judentum, Christentum, Islam und Bahaitum miteinander aus, was Frieden und Gerechtigkeit im Hinblick der Religionen bedeuten. Es wird dargelegt, wie der Umgang mit dem anderen,
mit anderen Religionen und mit Nichtgläubigen gedacht ist und welche Konfliktlösungsstrategien in den einzelnen Religionen stecken.
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Herbst 2022: Feste und Feiertage in den verschiedenen Religionen - Interreligiöser Dialog
Am 22. September trafen sich Vertreter*innen verschiedener Religionen an einem Tisch zum Dialog im Bürgerhaus in Heide. Aus „Judentum, Islam, Christentum und Bahai“ wurden verschiedene Feste und Feiertage vorgestellt. Der Festkreis im Jahresverlauf der jeweiligen Religion wurde beschrieben. Interessant war dabei auch, dass alle Religionen unterschiedliche Zeitrechnungen haben.
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Frühjahr 2023: DIe Rolle der Frau
Am 14. März 2023 trafen sich Vertreter*innen verschiedener Religionen an einem Tisch zum Dialog im Bürgerhaus in Heide. Das Format gibt es seit 2018 2mal jährlich. Aus „Judentum, Islam, Christentum und Bahai“ ging es dieses Mal um das Thema Frauen“. 4 Referentinnen nahmen Stellung zu folgenden Bereichen: Was sagen die Heiligen Schriften der jeweiligen Religion zur Rolle der Frau? - Wer ist eine prägende Frauengestalt des Glaubens? - Bericht über eine historische Gestalt des Glaubens - Die Rolle der Frau im Gemeindeleben.
Für manchen verblüffend, wurde festgestellt, dass in den Ursprüngen der Religionen eine Gleichstellung der Geschlechter Grundaussage war. Doch die Realität durch die Geschichte hindurch zeigt bis heute viele andere Seiten.
Im Islam wurde Maria, die Mutter Jesu, als mutige und starke Frau bezeichnet. Nichteheliche Schwangerschaften führten zu Stigmatisierung. Maria blieb trotz vieler Herausforderungen standhaft im Vertrauen auf Gott. Rabiya Basaria, um 700 in Basra, ist eine wichtige Figur in der islamischen Geschichte Sie gilt als bedeutende Heilige und Mystikerin. Ein Grund für Rabi'as Bedeutung im Islam ist ihre Betonung der göttlichen Liebe und Hingabe zu Gott. Sie lehrte, dass wahrhafte Anbetung und Spiritualität aus dem Herzen kommen sollen.
Die Jüdin Esther gilt als Heldin im Judentum, da sie im Perserreich verhindern konnte, dass das jüdische Volk vernichtet wurde. Die erste Frau, die im Liberalen Judentum zum Rabbiner ernannt wurde, hieß Regina Jonas. Die Idee des Liberalen Judentums kommt zwar aus Deutschland, wanderte dann aber in Zeiten des Nationalsozialismus nach Amerika aus. Regina Jonas wurde im KZ Auschwitz ermordet. Mittlerweile amtieren in Deutschland mehrere weibliche Rabbiner.
Im Bahaitum ist Tahirih eine prägende Frauengestalt. Sie wurde 1817 in Persien in geboren und erhielt eine gute Bildung. Sie war eine herausragende Dichterin und mitreißende Rednerin. Sie wurde zur ersten weiblichen Anhängerin des Bab. Die Geistlichkeit nahm ein Treffen, bei dem Tahirih in festlicher Kleidung und ohne Kopfbedeckung erschien, zum Anlass, sie unter Hausarrest zu stellen und zu töten. Zeitzeugen zitierten Tahirih: „Ihr könnt mich töten, aber ihr könnt den Fortschritt der Frauen nicht aufhalten.“ Ihr Schicksal hatte Einfluss auf die Anfänge der westlichen Frauenbewegungen.
Im Christentum Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. findet Lydia, eine Purpurhändlerin, eine Geschäftsfrau, Erwähnung. Vermutlich war sie eine bedeutsame Person der frühen Christenheit. Leider wurde der Zugang zu Ämtern von Frauen in den folgenden Jahrhunderten immer mehr eingeschränkt. Die Theologin Katharina Staritz (1903 - 1953) war eine der ersten Frauen, der die evangelische Kirche es erlaubte, als Pfarrerin (Pastorin) tätig zu sein. Sie setzte sich im Dritten Reich für jüdische Menschen ein und wurde sanktioniert.
Frauen spielen in allen Religionen eine große Bedeutung. Ohne sie würde vieles nicht funktionieren. In Liberaleren Richtungen der Religionen wird mehr wert daraufgelegt, Gleichberechtigung zu ermöglichen. In allen Religionen gibt es Engagement von Frauen für Frauen, um die Rechte zu stärken und für gesellschaftliche Belange einzutreten.
Doch es wurde auch festgestellt: Es gibt noch viel Luft nach oben.
Wenn Sie diesen Abend verpasst haben, können Sie die Sendung im Offenen Kanal Westküste, der den Dialog technisch begleitet hat, nachhören. Es lohnt sich.
Montag, 10. April, 14-16 Uhr
(Frequenz 105,2 oder auf www.livestream.okwk.de).
„Es ist enorm wichtig und trägt dazu bei, Mauern und Vorurteile abzubauen, wenn Vertreter*innen verschiedener Religionen so offen und wertschätzend miteinander im Gespräch sein können.“, betonte Monika Schmudde vom Ev. Frauenwerk Dithmarschen, die mit einem bunten Netzwerk in Dithmarschen die Veranstaltung organisierte. Dazu gehören aus dem Kirchenkreis Dithmarschen: Heiner Wedemeyer aus der Ökumenischen Arbeitsstelle und Lars Wulff, Flüchtlingsbeauftragter. Als weiteres Florenc Dulla, Koordinierungsstelle Teilhabe und Integration, Kreis Dithmarschen. Ein leckeres Buffet wurde von der Ahmadiyya Gemeinde in Heide liebevoll vorbereitet. Axinia Gaul führte durch den Abend. Unterstützt wird das Projekt durch die Stadt Heide und das DW Dithmarschen
Kommende Termine:
05.09.2023 (Heide, Bürgerhaus)
Im Netzwerk Interreligiöser Dialog in Dithmarschen wirken mit:
- Ahmadiyya Muslim Jamaat
- Bahá’í-Gemeinde Kiel
- Diakonisches Werk Dithmarschen
- Evangelische Kirchengemeinde Heide
- Evangelisches Frauenwerk Dithmarschen
- Flüchtlingsbeauftragte des Ev.-Luth. Kirchenkreises Dithmarschen
- Jüdische Gemeinde Kiel
- Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe des Kreises Dithmarschen
- Ökumenische Arbeitsstelle des Ev.-Luth. Kirchenkreises Dithmarschen
- Offener Kanal Westküste
Unterstützt wird das Netzwerk aktuell vom Lokalen Bündnis für Familie Heide und dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Dithmarschen.
Bei Interesse an Mitwirkung melden Sie sich gern bei Monika Schmudde unter monika.schmudde@kirche-dithmarschen.de