02/07/2024 0 Kommentare
Die Hüterin des Bücherschatzes
Die Hüterin des Bücherschatzes
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Die Hüterin des Bücherschatzes
Büsum – „Man ,wat süht dat hier ut!“ – das war die spontane Reaktion von Dorothea Geil, als sie vor knapp zehn Jahren einen ersten Blick in die Büchergarage der Kirchengemeinde warf. Zwischen Romanen und Folianten, die in Pappkartons und auf dem Boden lagen, hing die Erntekrone, an der sich bereits Vögel gütlich taten, munter ein- und ausflogen und dabei gelegentlich fallen ließen, was Vögel halt so fallen lassen. Da musste Abhilfe her, und Dorothea Geil war genau die Richtig, hier Abhilfe zu schaffen.
Gesagt getan. Es dauerte nicht lange, bis die umtriebige Rentnerin Regale organisiert hatte und mit dem Sortieren der Bücherspenden begann. Romane zu Romanen, Erbauliches bekam eine „Kirchenecke“, die Rubriken „Kochen“ und „Gesundheit“ entstanden, alles fein alphabetisch sortiert. „Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich das Alphabet aufgesagt habe“, lacht Dorothea Geil. Und wie das so ist mit Dingen, die man in- und auswendig kann: Irgendwann ist da, wo eben noch das Alphabet war, ein schwarzes Loch im Gehirn. „Gemeindesekretärin Barbara Okon hat es mir dann für Notfälle aufgeschrieben“, erzählt sie fröhlich.
In der Büchergarage wird seit vielen Jahren gebrauchter Lesestoff entgegengenommen und gegen eine kleine Spende an Urlauber und Büsumer weitergegeben. Dabei kam im Laufe der Zeit eine erkleckliche Summe für Projekte in der Gemeinde zusammen. „Das ist für uns eine sehr wichtige Unterstützung“, so Pastor Heiko Boysen. Jetzt zum Beispiel soll die St.-Clemens-Kirche eine neue Beleuchtung bekommen, so etwas kostet in historischen Gebäude immer sehr viel Geld. Die Einnahmen der Büchergarage werden das Vorhaben befördern.
Es waren aktive Jahre für die heute 79-Jährige: Sie war im Frauenfrühstück aktiv, gestaltete die Mittagsgebete, dekorierte bei Veranstaltungen, begleitete die Freitagsrunde und die Konfirmanden – wo immer eine helfende Hand gebraucht wurde, war sie zur Stelle und arbeitete gerne mit den vielen anderen Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde zusammen. Steckenpferd war und blieb die Büchergarage. Es traf sie schwer, als einmal jemand zwischen den Büchern randaliert hatte: Alles war durcheinandergeworfen, aus purer Zerstörungslust hatte jemand in ihrem Heiligtum gewütet. „Da habe ich geweint“, erinnert sie sich. Ganze 14 Tage brauchte sie, um wieder Ordnung zu schaffen. Eine Ordnung, die sie nun ihren Nachfolgern Ole und Myriam Wittmann übergeben konnte. Das Bücherschleppen wurde ihr schwer – es ist Zeit, sich zurückzuziehen, findet sie. Und wenn Not am Mann ist, hilft sie ja immer noch gerne.
„Oft war ich schon morgens um 8 Uhr da und bin abends um acht noch mal hin“, sagt Dorothea Geil. Sie hat viel Liebe und Zeit in diese Arbeit gesteckt. „Sie ist ein freundlicher und zuverlässiger Mensch“, sagt Pastor Heiko Boysen. Ihre zurückhaltende Art und ihre loyale Mitarbeit habe ihm immer gut getan. Als Dank und Anerkennung für ihren Dienst verleiht ihr die Nordkirche am kommenden Sonntag (17.) das Ansgarkreuz, die stellvertretende Pröpstin Astrid Buchin wird die Laudatio halten, Volkmar Schadwinkel spricht für das Synodenpräsidium des Kirchenkreises. Die Pastoren Wiebecke und Boysen sowie die Mitglieder des Kirchengemeinderats sind ebenfalls dort, wenn um 9.30 Uhr der Gottesdienst in der St.-Clemenskirche beginnt. Anschließend lädt die Gemeinde zu einem Empfang ins Gemeindehaus. Und Dorothea Geil? Die freut sich über die Ehrung, und darüber, dass zur Feier des Tages sogar die Enkelin aus Köln anreisen wird.
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