Innenminister auf Tuchfühlung

Innenminister auf Tuchfühlung

Innenminister auf Tuchfühlung

# Neuigkeiten

Innenminister auf Tuchfühlung

Dithmarschen – „Sommertour“ – das klingt nach Radfahren, Sonne und Erholung. Aber der Name trügt, stellte der schleswig-holsteinische Innenminister Stefan Studt bei seinem Besuch in Meldorf klar. Ihm gehe es darum, sich vor Ort zu informieren, Stimmen und Impulse zu sammeln und zu hören, wie Politik in der Praxis ankommt und wo sie noch nachbessern sollte. Die Migrationsberatung des Diakonischen Werks Dithmarschen stand unter diesem Gesichtspunkt auf seiner Agenda.

Migrationsberaterin Anja Döhren nutzte die Gelegenheit. „Wir brauchen eine Öffnung der staatlich geförderten Sprachkurse“, sagte sie. In die Integrationskurse darf derzeit nur, wer bereits ein gesichertes Bleiberecht in der Bundesrepublik hat. Alle anderen, die teilweise seit Monaten und Jahren auf ihren Asylbescheid warten, sind auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen. Es brauche Berufsbildungsmaßnahmen, die den Spracherwerb fördern anstatt ihn vorauszusetzen. Sie wünsche sich Nachbesserungen beim Familiennachzug, einen Ausbau der Gesundheitsversorgung mit Blick auf die Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten und eine individuellere Wohnortzuweisung. Das war schon einmal eine ganze Menge, und der Minister hörte sehr aufmerksam zu.

Anschließend ging er von Tisch zu Tisch, um mit den Fachleuten und Ehrenamtlichen zu sprechen. Er blieb dabei deutlich und machte keine leeren Versprechungen. „Wenn der Asylbescheid abschlägig ist und die Berufungsverfahren nichts anderes ergeben haben, dann wird es zu einer Rückführung kommen“, sagte er. „Das ist deutsches Recht, das kann ich nicht ändern.“ Auch Finanzmittel könne er nicht aus dem Hut zaubern, er sei an die Haushaltsvorgaben gebunden. Er hörte von Flüchtlingsfamilien, die „in der Pampa“ untergebracht sind und verstand die Schwierigkeiten, die durch hohe Buskosten und mangelnde Integrationsmöglichkeiten entstehen. Es fehlen Kindergartenplätze für die kleinen Neuankömmlinge – aber auch die sind nun mal nicht von heute auf morgen zu schaffen, so der Minister. Er versprach eine Beschleunigung der Asylverfahren.

Für die Mitarbeitenden war der Nachmittag eine gute Gelegenheit, auch mit anderen leitenden Kompetenzträgern ins Gespräch zu kommen: Propst Dr. Andreas Crystall war gekommen und hörte auf dem „Kirchenkreis-Ohr“ mit, Stellvertretender Landrat Volker Nielsen brachte die Perspektive des Kreises ein, Heiko Nass, Landespastor des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein war ebenfalls ein aufmerksamer Zuhörer und Ratgeber. Für die Stadt Meldorf war Anke Cornelius-Heide gekommen.

Gerhard Wiekhorst war als Geschäftsführer des Diakonischen Werks Dithmarschen zugegen und führte den Minister in die Dithmarscher Gegebenheiten ein. „Wir sind ja gemeinsam mit Städten und Ämtern einen besonderen Weg gegangen“, erinnerte er. Als im vergangenen Jahr die Flüchtlingspauschale, die vormals dem Kreis zugewiesen worden war, in eine Integrationspauschale, die den Kommunen zu Gute kam, umgewandelt wurde, stand viel auf dem Spiel. „Wir haben praktisch über Nacht Mitarbeitende eingestellt“, sagte Wiekhorst und betonte, wie vertrauensvoll und gut vernetzt die Zusammenarbeit von Migrationsberatung, Kreis und Kommunen sei. „Wir finden, dass wir das gut gemacht haben und gut machen“, sagte er.
Das fand auch der Minister. „Dank und Respekt für das, was hier entstanden ist“, sagte er. „Das ist wirklich etwas Besonderes.“

Info: In der Migrationsberatung des Diakonischen Werk arbeiten derzeit 13 Integrationsbetreuer, die aus zehn verschiedenen Ländern kommen und neun Sprachen sprechen. Ein Großteil von ihnen sind Muslime. Fest angestellt sind drei Migrationsberater und ein Mitarbeiter im Jugendmigrationsdienst. Mit halber Stelle steht Verfahrensberatung zur Verfügung, die Flüchtlingspastorin Sandra Ruge-Tolksdorf kümmert sich besonders um die Belange von Ehrenamtlichen. Insgesamt betreut die Migrationsberatung fast 3000 Klienten.

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed
  Kirchenkreis Dithmarschen
  ·   Nordermarkt 8, 25704 Meldorf
      04832/972-200
      oeffentlichkeit@kirche-dithmarschen.de