„Wir müssen uns um sie kümmern“

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„Wir müssen uns um sie kümmern“

Süderdeich – Sie sind Lehrer, Hausfrauen, Handwerker, Pastoren, Rentner oder Künstler – ganz verschiedene Menschen kommen einmal im Monat zusammen, weil sie ein gemeinsames Interesse haben: Sie wollen denen helfen, die vor Krieg und Elend geflüchtet sind und in Dithmarschen eine neue Heimat suchen. Sie wollen sie dabei unterstützen, sich hier zurechtzufinden und ihnen den Start im fremden Land erleichtern.

„Die Idee dazu kam uns im September des vergangenen Jahres“, erklärt Christiane Stolzenberg, Leiterin des Familienzentrums, in dem immer montags das Welcome-Café stattfindet. Nicht alle Ehrenamtlichen sind montags dabei, aber viele haben eine Aufgabe in der Flüchtlingsarbeit übernommen: Einige sind Sprachpartner und begleiten die Neubürger in der Alltagsbewältigung, einer repariert gemeinsam mit den Migranten Fahrräder, wieder andere fahren Flüchtlingskinder täglich in den Kindergarten und zurück, eine ist als Vermieterin einer syrischen Familie dazugekommen, ein anderer unterstützt bei anfallenden Computerarbeiten – Aufgaben gibt es genug, jeder gibt, was er kann.

Die monatlichen Treffen dienen einerseits der Koordination, andererseits auch der Klärung von Fragen. „Ich kümmere mich darum, ob es eine Fahrkostenerstattung gibt“, erklärt Christina Holst, Integrationsbetreuerin des Diakonischen Werks Dithmarschen (DW) bereitwillig, als eine Teilnehmerin danach fragt. Ob ein Gartenprojekt nicht eine Idee wäre?, fragt ein anderer aus der Gruppe. Die Langeweile ist ein Problem, viele Flüchtlinge suchen nach einer Aufgabe, sie vermissen den eigenen Garten, den sie in ihrer ersten Heimat so selbstverständlich pflegten. Auch kulturelle Unterschiede sind immer mal wieder ein Thema. „Eine Muslima darf vor dem Gebet kein Tier berühren“, erklärt Dünya Marwat, ebenfalls Integrationsbetreuerin des DW die Zurückhaltung vieler Frauen, wenn es um den Kontakt mit unseren Haustieren geht. Sie hat nach den Silvester-Ereignissen von Köln eine Veranstaltung für männliche Migranten organisiert, in der sie mit ihnen Fragen des hier üblichen Umgangs mit dem anderen Geschlecht klärte. Auch Verkehrsregeln und unser kompliziertes Mülltrennungssystem – das alles muss den Neuankömmlingen erklärt werden, sie können es einfach nicht wissen. Das Team tauscht sich darüber aus, wo welcher Bedarf ist und versucht, miteinander Lösungen zu finden.

„Manchmal neigen wir dazu, irgendetwas anzubieten, einfach etwas zu machen“, sagt Christiane Stolzenberg nachdenklich. Und plötzlich ist Bewegung in der Gruppe: „Wir müssen ihnen aus der Wartestellung raushelfen“, sagt eine. „Die müssen sich selber helfen lernen. Sie dabei zu unterstützen, das ist unsere Aufgabe.“
So werden bei den Treffen oft tiefgehende Themen berührt. Manchmal muss auch jemand von einem Problem erzählen. Gern ist darum Sandra Ruge-Tolksdorf als Flüchtlingspastorin dabei. Manchmal gibt es auch Konflikte mit den Einheimischen. Ängste machen im Ort die Runde, die Ehrenamtlichen werden mit Vorurteilen konfrontiert. „Alles ist anders, wenn man einen Flüchtling oder eine Familie persönlich kennt“, wissen die Engagierten. Informationen machen die Runde, Aktuelles wird berichtet – es geht fröhlich zu, aber auch sachlich. Hier gilt es, eine Aufgabe zu bewältigen, anderes tritt dafür in den Hintergrund. „Die Menschen sind jetzt hier, und wir müssen uns um sie kümmern“, stellt eine Teilnehmerin fest. So ist das, und so wird das gemacht.

Info: Das Welcome Café findet zukünftig ab dem 2. Mai immer 14-tägig am 1. und 3. Montag eines Monats in Wesselburen am Markt 5 über dem Tourismusbüro statt. Der Eingang ist an der Seites des Gebäudes. Neue Helfer oder auch einfach Interessierte sind jederzeit willkommen und können gerne einfach mal beim Welcome Cafe vorbeikommen oder Christina Holst unter der Nummer 0160/4494611 bzw. Dünya Marwat unter 0160/90354161 für mehr Informationen anrufen.

BU: In Wirklichkeit sind es viel mehr: Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit bei einem ihrer Treffen im Familienzentrum

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