Profilregionen für die Zukunft

Profilregionen für die Zukunft

Profilregionen für die Zukunft

# Neuigkeiten

Profilregionen für die Zukunft

Meldorf ( ) Längst schauen die Pastoren in Dithmarschen über ihren Kirchturm hinaus und kooperieren eng mit Kollegen in Nachbardörfern oder ersetzen sie dort sogar. „Aus der Not geboren“ sei das in vielen Fällen, sagte Pastor Peter Fenten, kommissarischer Propst des Kirchenkreises Dithmarschen in der jüngsten Synode im Gemeindezentrum in Meldorf. Zukünftig sollen seine Kollegen noch deutlich enger zusammenarbeiten, wie der Kirchenkreisvorstand Anfang November beschlossen hat.

Unter dem Titel „Profilbildung bis 2020“ sollen in Dithmarschen mindestens acht Regionen gebildet werden, in denen die Pastoren nicht mehr als Allrounder alles alleine erledigen, sondern Schwerpunkte untereinander abstimmen sollen. Angenommen wird, dass sie von ihrer 50-Stunden-Woche etwa 40 Prozent für Amtshandlungen und Gottesdienste aufwenden und dieselbe Zeit für Seelsorge. Mit dem verbleibenden Fünftel könnten sie sich spezialisieren – etwa mit Themen wie Verwaltung, Kinder/Jugendliche, Senioren, Mission oder Unterricht. Damit profilieren sich die Gemeinden in den jeweiligen Modellregionen. „Weniger ist mehr“, beschrieb Pastor Fenten plastisch, was gewollt ist: Nicht jede Kirchengemeinde müsse „das volles Programm“ anbieten.

Konkret werden folgende Regionen angestrebt: Nordermarsch mit St. Annen, Schlichting, Hemme und Lunden (2 Pastorenstellen), Eiderregion Ost mit Delve, Hennstedt und Pahlen (2,75), Nord-West: Wesselburen, Neuenkirchen, Büsum und Wöhrden (4,75), Ost: Tellingstedt, Nordhastedt, Heide-Süderholm und Albersdorf (6), Heide mit den vier städtischen Gemeinden plus Weddingstedt, Hemmingstedt und Lohe-Rickelshof (8,5), Meldorf mit den örtlichen Pfarrstellen plus Windbergen/Gudendorf und Barlt (4,75), Südermarsch mit Vereinigten Kögen und Marne (4,25), Süd-Ost: Süderhastedt, Eddelak, St. Michaelisdonn und Burg (4,75) und Brunsbüttel (3,75). Diese Zahlen spiegeln auch den aktuellen Bestand an Gemeindepfarrstellen wider: 41,5 in ganz Dithmarschen. Zusätzlich beantragt sind für Meldorf eine Viertelstelle für einen Pastor zur Anstellung und eine halbe Stelle für Wesselburen, womit dort wieder zwei ganze Stellen verfügbar wären.

Die Bildung von Regionen ist das Ergebnis einer mehrstufigen Projektplanung seit Anfang des Jahres, in das alle kirchlichen Gremien eingebunden waren. Jetzt sollen sich die Partner zusammenraufen und sogar einen Kontrakt mit Zielen, Pflichten und Zuständigkeiten schließen, der von den Vorständen der jeweiligen Kirchengemeinden genehmigt werden müsste.

Das Geld wird knapp
Meldorf ( ) Nicht nur die unverändert hohe Zahl der Austritte schlägt auf den Haushalt der Kirche in Dithmarschen durch, sondern nun auch die Wirtschaftskrise. So sinken die im nächsten Jahr im Kirchenkreis verfügbaren Mittel von 9,3 (ursprünglich für 2009 geplant) auf 6,7 Millionen Euro – ein Minus von über 30 Prozent. Infolge der vertraglich festgeschriebenen Vorwegabzüge können jeder einzelnen Kirchengemeinde pro Gemeindeglied nur noch zwölf statt 25,46 Euro überwiesen werden. Um den Betrag wenigstens auf 20 Euro halten zu können, müssen 726.000 Euro aus Erspartem genommen werden. Weitere 409.600 Euro aus den Rücklagen sind notwendig, um den allgemeinen Etat des Kirchenkreises ausgleichen zu können.

Kontrovers debattiert wurde über das Zahlenwerk in der jüngsten Synode im Gemeindezentrum in Meldorf. Weil sie um die Qualität ihrer Arbeit vor Ort fürchten, beantragten mehrere Pastoren als Gruppe, den Haushalt in dieser Form abzulehnen und erst die Verteilschlüssel in der Finanzsatzung erneut zu überdenken. Pastorin Sabine Jeute (Vereinigte Süderdithmarscher Köge) fürchtet, dass die einzelnen Gemeinden „die Verlierer sind und an letzter Stelle stehen“, dabei bräuchten gerade die „ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen“. Pastor Rainer Petrowski (Eddelak) sieht die „Kirche der kurzen Wege“ bedroht und will weitere Einsparungen nicht mehr hinnehmen, wie er betonte. Dr. Dietrich Stein (Barlt) fragte, warum immer mehr Aufgaben überörtlich erledigt werden sollen, etwa wie es mit der Diakonie längst geschehen sei und für Kindertagesstätten und Friedhofsverwaltung vorgesehen ist. „Damit geht die Eigenverantwortung verloren“.

Pastor Peter Fenten, der nach dem Wegzug von Propst Henning Kiene den Kirchenkreis kommissarisch leitet, bedankte sich bei den Pastoren für ihre „Impulse“. Den inhaltlichen Bedenken seiner Kollegen stimmte er zu, betonte aber, dass „wir das mit den vorhandenen Instrumenten nicht mehr leisten können.“ Er schlug vor, die Bedenken im neu einzurichtenden Struktur- und Planungsausschuss zu diskutieren und appellierte an die Synodalen, den Haushalt in der vorgelegten Form zu beschließen, um handlungsfähig zu bleiben. Pastor Andreas Hamann, der ab jetzt mit einer halben Stelle Pastor Fenten in seinen Aufgaben als kommissarischer Propst unterstützt, äußert sich im gleichen Sinne. „Theologische Fragen mit Prozentpunkten zu verbinden“ – das sei ein schwieriges Unterfangen. Aber auch er sieht in der grundsätzlichen Diskussion, was jede Kirchengemeinde leisten könne, „eine große Chance“. Sollte der Etat von der Synode abgelehnt werden – so Verwaltungsleiter Rolf Eis – könne zwar mit einem Interimshaushalt gearbeitet werden, aber in dem steckten 95 Prozent gesetzlicher und vertraglicher Aufgaben, die ohnehin zu erfüllen seien. Schließlich wurde der Haushalt doch wie vorgelegt beschlossen, aber der Struktur- und Planungsausschuss soll die Finanzsatzung überarbeiten und seine Vorschläge der nächsten Synode vorlegen.

Überhaupt versucht der Kirchenkreis mit neuen Strukturen dem finanziellen Engpass auszuweichen. So stellten Mitarbeiter des Evangelischen Regionalzentrums in Breklum (Nordfriesland) der Synode Pläne vor, wie Kirchengemeinden in acht oder neun Regionen zusammenarbeiten könnten. Gut funktioniere das laut Peter Fenten bereits in der Nordermarsch (Hemme, Lunden, St. Annen, Schlichting). „Die Regionalisierung trägt dort, aus der Not geboren, bereits Früchte“. Die vier Kirchenvorstände und drei Pastoren würden effektiv kooperieren. Weitere solcher Modellregionen sollten den Großraum Heide abdecken sowie den Südosten mit (Süderhastedt, St. Michaelisdonn, Eddelak und Burg). Fenten sieht darin ganz neue Denk- und Praxisstrukturen, mit denen dem finanziellen und personellen Ausbluten vorgebeugt werden könne.

Ein gutes Team auf Zeit
Meldorf – Mit großer Mehrheit wurde Pastor Andreas Hamann mit der pröpstlichen Stellvertretung beauftragt. Er soll, solange bis ein neuer Propst/eine neue Pröpstin gewählt ist, Peter Fenten bei der Arbeit unterstützen. Diese Regelung war durch den Weggang von Henning Kiene im Oktober diesen Jahres nötig geworden. Das Nordelbische Kirchenamt hatte aus Gründen der Fürsorgepflicht verfügt, dass der Kirchenkreis für eine Stellvertretung zu sorgen habe.

In seiner kurzen Vorstellung outete sich Andreas Hamann als begeisterter Fußballspieler. „Hamann, halt den Ball flach“, hatte sein Trainer ihm, der weite Pässe liebte, über den ganzen Platz hin zugerufen. Und so verstehe er jetzt auch sein Amt. Er wolle in dieser Notsituation gerne einspringen und helfen, aber gleichzeitig auch „den Ball flach halten“ und sich der zeitlichen Begrenzung dieser Aufgabe bewusst bleiben.

„Ich bin sehr dankbar, dass wir diese Lösung gefunden haben“, so Peter Fenten, der zurzeit das Amt des Propstes kommissarisch ausfüllt. Verwaltungsleiter Rolf Eis war auf die Idee gekommen, als sich auf die Schnelle und für die Kürze der Zeit kein anderer Weg auftun wollte. Andreas Hamann sei als Leiter des Evangelischen Regionalzentrums Westküste  mit Dithmarschen sehr vertraut. Er wird sich vorrangig neben repräsentativen Aufgaben um die Dienste und Werke kümmern.

Aus den Reihen der Synodalen wurde kritisch nach der Finanzierung und nach der Rechtsgrundlage dieser Regelung nachgefragt.  Peter Fenten wies darauf hin, dass im Gegenteil sogar gespart würde. Denn die Propstenstelle sei vakant, sie werde jetzt lediglich durch eine halbe Pfarrstelle vertreten.  Rechtlich sei Andreas Hamann als Mitglied des Dithmarscher Konvents durchaus befugt, diese Beauftragung wahrzunehmen. Der Synode komme jetzt in Absprache mit dem Rechtsdezernat der Nordelbischen Kirche die Aufgabe zu, Hamann in den Kirchenkreisvorstand „zur Vervollständigung der Gesamtzahl“ zu wählen.

Text: Birger Bahlo  und  Inke Raabe

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed
  Kirchenkreis Dithmarschen
  ·   Nordermarkt 8, 25704 Meldorf
      04832/972-200
      oeffentlichkeit@kirche-dithmarschen.de