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Am Freitag verabschiedet sich Elisabeth Ostrowski in den Ruhestand

Dithmarschen – Dass sie schon 65 Jahre alt ist, mag man kaum glauben: Elisabeth Ostrowski ist quirlig und dynamisch, strukturiert und aufmerksam, kreativ und aufgeschlossen wie eh und je. Dass sie sich trotzdem oder gerade deswegen auf ihren Ruhestand freut, glaubt man ihr unbenommen. Am Freitag, 13. Juni, wird sie aus ihrem Dienst als Referentin für Frauenarbeit im Kirchenkreis Dithmarschen verabschiedet.

„Eigentlich wollte ich Journalistin werden“, sagt sie im Gespräch. Ein Jura-Studium sei der richtige Weg zu ihrem Traumberuf, erklärte man ihr damals. Dass aus ihr dann aber eine Pädagogin mit Leib und Seele wurde, ist eigentlich dem Zufall zu verdanken: Aus einem studentischen Aushilfsjob bei Herti in Berlin wurde plötzlich eine Zukunftsperspektive. Man bemühte sich, die junge Frau als Ausbildungsleiterin zu gewinnen und ermöglichte ihr die erforderliche Ausbildung für diese anspruchsvolle Aufgabe. „Das war eine tolle Zeit“, sagt Elisabeth Ostrowski rückblickend. Schon damals weitete sie den Blick – ihren eigenen und den anderer: Mit einem Projekt für Förderschüler ermöglichte sie zum Bespiel auch lernschwachen, jungen Menschen eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Ehemann Kurt fand nach dem Studium schließlich eine Anstellung im Kreis Dithmarschen und Elisabeth Ostrowski ging mit ihm nach Heide. Dass sie jemals bei der Kirche landen könnte, hätte sie sich damals nicht vorstellen können. Sie war in einem konservativen, patriarchalen Elternhaus groß geworden. Über viele Jahre hatte sie ihren Großvater zum Gottesdienst begleiten müssen und sich „schlicht und ergreifend zunehmend nur noch gewundert.“ Dass Kirche auch ganz anders sein konnte, erfuhr sie bei der Vorbereitung zur Taufe ihrer Tochter mit Pastor Gause aus der Erlöserkirche. Und der vermittelte auch den Kontakt mit dem Nordelbischen Frauenwerk, der schließlich zum Aha-Erlebnis für sie wurde: Da war auf einmal Weite und Toleranz, da war Verantwortungsbewusstsein und politisches Engagement, da konnten alte Dinge neu gedacht werden – da war sie auf einmal angekommen.

Berufsbegleitend studierte sie Religionspädagogik, danach war sie einige Zeit Kindergartenleiterin im Johannes-Kindergarten Heide. Seit 21 Jahren macht sie nunmehr Frauenarbeit in Dithmarschen unter sich verändernden Strukturen. „Es war immer mein Anliegen, Frauen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken“, sagt sie. Im Förderverein Contra engagierte sie sich gegen den internationalen Frauenhandel, mit der Veranstaltungsreihe „Armut hat viele Gesichter“ näherte sie sich gemeinsam mit Rolf Schulz vom Diakonischen Werk (DW) und anderen dem Thema Armut in Dithmarschen. Überhaupt ist Vernetzung eine ihrer ganz großen Stärken: Für diese Veranstaltungsreihe arbeitete sie nicht nur mit mit dem DW, sondern zuletzt auch mit dem Christian-Jensen-Kolleg (CJK) zusammen, um für die Menschen in der Region etwas zu bewegen. „Armut ist weiblich“, sagte sie mehrfach und ließ nicht nach, auf die besondere Situation gerade von alleinerziehenden Müttern hinzuweisen.

Das Frauenwerk der Nordkirche war ihr immer ein wichtiger Partner. Gemeinsam mit der Kampagne Saubere Kleidung informierte sie die Dithmarscherinnen über unzumutbare Arbeitsbedingungen bei der Textilherstellung in den Entwicklungsländern. Die Weltgebetstags-Arbeit verstand sie als ökumenische Arbeit und begeisterte Frauen für das ehrenamtliche Engagement über den Tellerrand hinaus. Adventsoasen, Spiritualität im Alltag, Gottesdienste in besonderer Form – Elisabeth Ostrowski hat politische und theologische Akzente gesetzt.

Nichts von dem ist in die Jahre gekommen. Elisabeth Ostrowski eigentlich auch nicht. Aber: Sie war 21 Jahre lang der unermüdlich arbeitende Motor für Frauenarbeit in Dithmarschen. Mit dem Ruhestand beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Und das ist typisch für sie: Sie stürzt sich nicht einfach hinein und lässt kommen, was da kommen mag. Sie überlegt, was sie will. Sie nimmt sich Zeit, und will erst einmal spüren wie das ist, bevor sie vielleicht ehrenamtlich das eine oder andere tut. Das kann sie, denn ihre Nachfolge ist in guten Händen: Pastorin Katja Hose aus Marne wird mit 50-prozentigem Stellenanteil neue Referentin für Frauenarbeit. „Ich hab in den Jahren eine große Liebe zu meiner Kirche entwickelt und bin bewusst immer sehr, sehr loyal gewesen“, sagt Elisabeth Ostrowski. Das wird bleiben, und dafür wird ihr zu danken sein. Der Gottesdienst zu ihrer Verabschiedung beginnt am Freitag, 13. Juni, um 15 Uhr in der Erlöserkirche.

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