Trotzig fröhlich!

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Trotzig fröhlich!

Von Propst Dr. Andreas Crystall  

Geht´s nur mir so, oder ist diese Weihnachtszeit wenigstens gefühlt etwas dunkler und etwas kälter als sonst; stimmungsmäßig gedämpft, nur begrenzt geeignet für Glühweinseligkeit und Kaufrausch und die sonst so üblichen schönen weihnachtlichen Sentimentalitäten? Wir haben in den guten Stuben nur 18 statt 22 Grad, und wenn 22 Grad, dann mit schlechtem Gewissen. Die Menge der Lichterketten und Blinke-Sterne ist reduziert und wo möglich auf stromsparende LED-Technik umgestellt. In den Tannenbaum werden wieder echte Kerzen gehängt, die wärmen ja etwas. Die Kirchen werden dieses Jahr nur zum Heiligen Abend geheizt, eine Inflation von zehn Prozent raubt uns die Konsumlaune, allenthalben versuchen wir Strom und Gas zu sparen. Energiekrise und Strompreisdeckel sind die Stichworte unserer Zeit. Wir haben einen grausamen Krieg vor der Haustür unserer Nachbarn, unvorstellbar, die Zivilisation ist zurückgeworfen, das Recht des Stärkeren hat Konjunktur. Und wir haben Menschen mit Fluchterfahrungen unter uns, die dem gleichen Kulturkreis entstammen wie wir, die hier oft Verwandte haben, die mit dem Auto gekommen sind. Die Welt ist brüchig geworden und taumelt, und es fehlt ihr an Balance. Und alte Sicherheiten sind abhandengekommen. Und eigentlich ist das keine passende Zeit, in der wir gut gestimmt Weihnachten feiern und uns gegenseitig sagen: Jetzt wollen wir es aber ‘mal ordentlich nett haben. „Oh du fröhliche“ ist schwieriger zu singen als sonst, wir sind in einer ernsten weihnachtlichen Verunsicherung, was die Sehnsucht nicht kleiner macht. Hier sollen die Kerzen hell strahlen, und in der Ukraine geht gerade das Licht aus. . . Diese Spannung ist schwer auszuhalten.  

Aber genau in einer solchen Welt ereignete sich die erste Weihnacht, friedlich war da gar nichts. Despoten drückten das Volk, und wenn die Engel auf den Feldern den armen Hirten „Frieden auf Erden“ ansagten, dann hatten sie dafür wahrlich einen Grund. Gott scheut sich nicht, das Elend der Ärmsten zu teilen, er kommt ‘runter, von ihm verlassen ist nun niemand mehr. Nähe und Zuwendung als erste Konkretionen dieses Friedens. Vielleicht sind wir in Jahren wie diesen empfänglicher als sonst für diese Botschaft, für den Kern des Festes. Wer an Weihnachten Lichter anzündet, Geschenke verschenkt, fröhlich feiert, der verpflichtet sich auch, diesem „Frieden auf Erden“ wenigstens als Hoffnung nachzujagen.  

Wir täten den Putins dieser Welt und allen anderen Kriegstreibern einen fürchterlichen Gefallen, würden wir uns die weihnachtliche Freude rauben lassen. Jetzt erst recht, trotzig fröhlich und gegen die Widrigkeiten dieser Welt an: Gesegnete Weihnachten, bleiben Sie und ihre Lieben behütet, bleiben Sie gesund, fröhlich und zuversichtlich!

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